’s ist eitel nichts, wohin mein Aug’ ich hefte!
Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern;
Ein wüstes Jagen ist’s von dem zum andern,
Und unterwegs verlieren wir die Kräfte!
(Nikolaus Lenau)Als ich allein weiter ging, zitterte ich; nicht lange darauf war ich krank, mehr als krank, nämlich müde, müde aus der unaufhaltsamen Enttäuschung über alles, was uns modernen Menschen zur Begeisterung übrig blieb, über die allerorts vergeudete Kraft, Arbeit, Hoffnung, Jugend, Liebe, müde aus Ekel vor der ganzen idealistischen Lügerei und Größenverweichlichung […], müde endlich nicht am wenigsten aus Gram eines unerbittlichen Argwohns, dass ich nunmehr verurteilt sei, tiefer zu misstrauen, tiefer allein zu sein, als je vorher. Denn ich hatte niemand gehabt als Richard Wagner!
(Friedrich Nietzsche)
In diesen beiden Aussprüchen steht die Periode der letzten fünfzig Jahre in den gebildeten, aber von allem Glauben gelösten Klassen sprechend deutlich vor uns. Sollen wir nun diesen Führern weiter folgen? Bis dahin vielleicht, wohin sie am Schluss ihres Lebens gelangt sind? Ist das die Kunst und die Philosophie, die wir suchen? Sind das die charaktervollen Naturen (Übermenschen vielleicht sogar), die »führenden Geister«, die uns die Wege öffnen und uns anregen und begeistern können, ihnen auf diesen Wegen nachzufolgen? Oder sind es, neben allem Talent, zu schwache Naturen gewesen, die, ohne besonders schwere Schicksale, lediglich durch eine unhaltbare Lebensauffassung bei körperlicher Zartheit, Schiffbruch am Leben erlitten?
Antworte selbst darauf und handle dann danach.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)