Mut und Demut müssen stets beisammen sein: Mut gegen die Menschen, die uns weder recht helfen noch viel schaden können; Demut gegen Gott, der der Urheber alles Guten in uns ist und durch dessen Gnade allein wir das sind, was wir sind.
Doch ist diese wahre Demut auch mit dem Mut verwandt. Ohne solchen Mut würde man es gar nicht wagen, vor Gottes Angesicht zu treten, sofern man darunter überhaupt etwas Tatsächliches und Persönliches versteht.
Der Mensch fängt erst an, ein Mensch, seines Gottes Ebenbild zu sein, wenn er in selbstloser Hingebung tätig ist, das Wohl seiner Mitmenschen zu schaffen, zu gründen und zu mehren. Wenn er nur für sich ist, was ist er denn?
(Hirsch, Gebete Israels)
Das ist ganz richtig. Aber zuerst muss er in wahrer Demut die wahre Heiligkeit erlangt haben, die doch die Grundlage aller rechten Tätigkeit für den Herrn und die Welt ist. Das ist auch zu berücksichtigen; sonst wird die Tätigkeit leicht schädlich.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)