Der schwierigste Augenblick im menschlichen Leben ist der, in dem der Mensch grundsätzlich von seiner Eigenliebe geschieden werden muss, um damit in die förmliche Todesnacht einzugehen, welche die Mystiker die »Vernichtigung« nennen. Ohne ein gewisses, stets schimmerndes Licht der Verheißung dessen, was nachfolgt, würde kein Mensch zu diesem Tod fähig sein, und keiner wird ihm jemals ohne Schaudern gegenüberstehen.
Zum Glück für uns werden wir meistens durch zwingende Umstände in die Lage versetzt, einfach zu müssen. Sonst würde die Kraft dazu fehlen, die nun bloß noch eine Ergebung zu sein braucht, nicht eine Wahl.
Wer das aber nicht selbst erlebt hat, der spricht zu alledem: »Paule, du rasest.«
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)