15. August

Man sollte beständig nur daran denken, etwas Gutes zu tun. Wenn die Gedanken dahin gerichtet sind, findet sich auch stets die Gelegenheit dazu. Das erleichtert das Leben, besonders in den schweren Zeiten, am besten, und es schützt in den guten vor Leichtsinn und Oberflächlichkeit.

Es gibt Menschen, die unaufhörlich klagen und nie mit ihren – durchaus erträglichen – Verhältnissen zufrieden sind. Denen schickt Gott, solange sie noch besserungsfähig sind, größere Leiden, damit sie den Unterschied zwischen solchen und den kleineren, unvermeidlichen Schwierigkeiten des Lebens kennenlernen und künftig dankbarer sind für alles Gute.

Wer über kleinere Übel zu viel klagt, bekommt also leicht größere. Nur kann er dann nicht mehr auf Mitleid rechnen, da man an seine beständigen Klagen gewöhnt ist.

Prädestination
(Gal 1 15–16)

Lass dein Wünschen und dein Meinen;
Sieh dem Augenblick entgegen;
Wird der Herr ja doch die Seinen
Führen auf gebahnten Wegen.

Fürchte nicht ein fruchtlos Harren;
Starker Glaube ziemt den Frommen;
Alle, die berufen waren,
Sind bisher noch angekommen.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)