Das gleiche Kapitel 3 des Evangelium Johannes enthält noch zwei weitere sehr merkwürdige Sprüche, Joh 3 19 und Joh 3 21. Es fehlt auch heute nicht an Belehrung in der Welt; auch nicht daran, dass die Menschen wegen ihres aufgeklärten Verstandes den Worten Gottes nicht mehr glauben könnten; sondern sie wollen dieses Licht nicht um ihrer Taten willen, die das volle Licht nicht vertragen. Wollten sie diese ändern, so würden sie den Glauben sehr leicht und natürlich finden.
Der andere Spruch sagt, dass dem, welcher wirklich der Wahrheit dient, um Bedeutung und Wirksamkeit bei der Welt nicht bange zu sein braucht. Denn das Licht beleuchtet ihn dann: Er kann nicht im Dunkel bleiben.
Für nichts haben die Menschen in der Tat, trotz ihrer Fehler, ein so feines und geneigtes Ohr wie für die Wahrheit. Wenn dieselbe auch heute im fernsten Winkel der Welt redet, wie seinerzeit in dem unbedeutenden und im Sinne der damaligen Zivilisation »zurückgebliebenen« Judäa und Galiläa, so wird es rasch bekannt und gelangt von selbst zu tausend Ohren, ohne alle Reklame. Ob es dann aber geeigneten Boden findet und Wurzel fasst, ist eine andere Frage, die Christus in dem bekannten Gleichnis Lk 8 5–15 auseinandersetzt.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)