Zu Mt 23 38–39 und 1 Kön 9 7–9.
Dies war damals der Gerichtsspruch für das Volk Israel. Aus ihrem Nationalheiligtum zog Gott aus, und ohne ihn konnte es keinen Schutz vor dem unaufhaltsam hereinbrechenden Gericht gewähren. Es nützen keinerlei Formen einer Religion etwas, sobald der Geist zu fehlen beginnt.
Ebenso sicher kommt nun aber auch noch der andere Teil der Weissagung heran (und vielleicht bälder, als man glaubt), wonach Judentum und Christentum einstmals wieder dasselbe sein und die gleiche Geschichte haben werden. Vorher ist die Ausgestaltung des Christentums nicht völlig vorhanden, so, wie sie Christus gewollt hat.
5 Mos 30 1–7 Jer 24 6–7 Jer 29 11–14 Mt 5 17–18 Mt 23 37
Es ist daher auch Achtung vor diesem seinem Volke geboten, zu dem er (nach seinem eigenen Ausspruch sogar allein und ausschließlich) gesandt war (Mt 15 24). Zu uns ist eigentlich, bloß historisch genommen, Paulus gesandt worden.
Apg 16 9 Apg 16 17 Apg 23 11 Röm 11 17–18 Röm 11 25–26
Es ist wohl »gezeichnet«, dieses alte Volk, von seinem angestammten Herrn, wie seinerzeit Kain wegen seines Brudermordes gezeichnet ward (1 Mos 4 9–16). Gerade deshalb steht es aber auch unter einem besondern Schutz seines Herrn. Er allein ist sein Richter, und niemand außer ihm darf es ungestraft verfolgen und demütigen. Auch hat der Segen dieses Volkes (soweit es seinem Glauben treu ist) noch heute eine besondere Kraft und eine größere Wirkung als jeder andere.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)