Eines der klarsten Gebote, die am wenigsten beachtet werden, ist das: »Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen; denn der Herr wird nicht ungestraft lassen den, der seinen Namen missbraucht.« Das trifft die frommen Leute gerade so sehr wie die unfrommen; denn auch sie behaupten oft, etwas als »Reichs-Gottes-Sache« zu tun, wobei es ihnen mehr um Unterhaltung oder Parteiinteressen, wenn nicht gar um Anerkennung und Ehre vor der Welt zu tun ist. Joh 5 44. Aus solcher Veranlassung wohl befindet sich in der Biographie eines modernen Theologen (Beck) das zuweilen nicht ganz unbegründete Wort: »Mit Pietisten in höheren Ständen ist nicht wohl zu leben, wenn man sich nicht zu ihren Knechten machen will.«
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)