Wenn jemand einmal den festen Entschluss gefasst hat, fortan nur dem Rechten und Guten zu dienen, und zwar so, wie sich die Gelegenheit dazu ungesucht darbietet — was wohl der vernünftigste von allen »guten Vorsätzen« ist —, dann werden ihm die Tage und Monate, Jahreszeiten, Jahre, ja am Ende des Lebens selbst seine weitaus meisten Ereignisse gleichgültig, und der Kalender wird ein fast überflüssiges Hausgerät.
Zeiten haben nur Wert und Bedeutung für den, der von ihnen vorzugsweise Genuss, nicht Tätigkeit, erwartet.
Sei nur getrost: Wenn es dir Ernst ist, anders als bisher zu werden, wird für dich noch eine Zeit kommen, wo du aller menschlichen Weisheit und Lehre entraten kannst, weil du ganz von selber, aus natürlichem Antrieb und Neigung einer geläuterten Natur, immer das denkst und tust, was recht und gut ist.
Purgatorio 27 110–142 Joh 14 16–17
Dann danke Gott für die Mühe, die er sich mit dir gegeben hat, und für ein Leben, das seinen Zweck erreicht hat.
Und nun, lebe wohl bis dahin und fasse Mut dazu.
Sprich nur nicht etwa wie der König Agrippa: »Beinahe hättest du mich überzeugt.« Diese kühle, halbe Billigung ist, wie dieses Beispiel und das entgegengesetzte des Paulus es zeigt, noch um einen Grad hoffnungsloser als der Widerspruch.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)