Die Mehrzahl der Menschen flieht beständig vor der Arbeit und sucht, einen Ersatz für ihre Resultate in Kapitalansammlung, vorteilhaften Beziehungen oder bequemen Lebensstellungen zu gewinnen, das heißt in der Anstrengung anderer für sich selbst. Sie befinden sich aber nicht besser dabei als bei der Arbeit und sind viel abhängiger. Wenige begreifen das frühzeitig genug, wählen aus freien Stücken die Arbeit und sind dadurch die einzigen freien Menschen der Welt.
Wenn man anfängt, alles Unnütze aus dem Leben zu entfernen – und damit muss man anfangen, wenn etwas Rechtes werden soll – dann entsteht eine solche Leere, dass sie nur mit Arbeit auszufüllen ist. Das empfinden viele Menschen instinktiv, und da sie sich nicht für die Arbeit begeistern können oder wollen, so fürchten sie sich vor diesem ersten Schritt und bleiben lieber auf dem alten Weg, den alle Welt geht.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)