Die »Freundlichkeit« Gottes ist das, was uns allein imponiert und das Herz abgewinnt.
Nicht der »Zorn«, gegen den sich ein etwas trotziges Gemüt leicht empört mit der Gegenrede: »Warum hast du uns denn so geschaffen und in so schwierige Verhältnisse gesetzt?«
Nicht die sogenannte »Vaterliebe«, von der wir aus unserer Jugend her nicht immer eine bloß gute Erinnerung haben.
Auch nicht die alttestamentarische »Brautliebe«, die uns unverständlich ist.
Ein unvollkommener Vergleich für an sich Unaussprechbares ist alles; aber die stets freundliche, huldvolle, immer großartige, weitherzige, durchaus wahre, nichts beschönigende oder übersehende, aber auch das geringste Gute anerkennende und stets hilfsbereite Haltung eines großen Herrn, das ist das, was wir an Gott eigentlich suchen und haben.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)