Es ist ein richtiges Wort, man müsse, um sich glücklich zu fühlen, stets den Kopf voller Pläne und das Herz voll Liebe haben. Noch richtiger aber, weil für alle ausführbar, ist der Ausspruch des hl. Bernhard von Clairvaux: »Das ist die wahre und die größte Freude, die nicht aus dem Geschaffenen stammt, sondern vom Schöpfer empfangen wird, die dir, wenn du sie einmal besitzt, auch niemand nehmen kann, im Vergleich mit der alles Vergnügen Qual, alle Freude Schmerz, alles Süße bitter, alle Herrlichkeit gering und alle Ergötzlichkeit verächtlich ist.«
Das Wort des hl. Bonaventura: »Wenn Gott einem Menschen die Gnade gibt, ihn zu lieben, so ist’s genug zur Seligkeit« ist die allereinfachste Summe dessen, was man Religion oder Theologie nennt. Mehr und anderes als das enthält die größte Gelehrsamkeit in diesen Dingen im Grunde nicht, und alles, was sie noch außerdem enthält, ist nicht notwendig zur Seligkeit.
Nur die Liebe zu Gott kann uns gründlich vom Egoismus befreien und ist der Anfang jeder wirklichen Verbesserung. Solange sie noch nicht in unserem Herzen übermächtig geworden ist, sind Menschenliebe, Humanität und Ethik nur Worte ohne Kraft dahinter.
1 Kor 13 1–3 GBG 238 GBG 501 GBG 534 GBG 591
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)