Allzu vieles Lesen, auch von sogenannten guten oder sogar sehr religiösen Büchern, ist für Leute, die noch nicht recht in sich gefestigt sind, ungesund. Denn sie eignen sich zu leicht die Meinungen und Stimmungen anderer an, die vielleicht nicht einmal ganz echt sind oder für ihre eigenen Verhältnisse nicht hinreichend passen, und werden dadurch unklar über ihre Bedürfnisse, irre an ihren Überzeugungen und oft sogar an ihrem Lebensberuf.
Viel Nachdenken hingegen über wenige ganz gute Bücher, das bringt vorwärts.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)