Auf die innere Sicherheit kommt im Verkehr mit den Menschen viel an. Denn die meisten von ihnen suchen andere, die sie leiten, und lassen sich solchen ihrer selbst gewissen Leitern sogar ein ganz gewaltiges Stück Egoismus gefallen. Die Beispiele liegen heute zu nahe, um sie anzuführen. In vergangener Zeit war Napoleon I. ein ausgezeichnetes.
Die größte innere Sicherheit entsteht entweder aus einem kräftigen, dabei aber phlegmatischen Temperament oder aus einem festen Glauben an Gott, den zeitweise auch ein starker Fatalismus ersetzen kann. Wo dies fehlt, kann man mit Sicherheit auf große Schwankungen rechnen; ein Zusammentreffen von beiden bildet dagegen die glücklichste Charakteranlage für die Führung großer Angelegenheiten.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)