Der berühmte Ausspruch der Francesca da Rimini in Dantes Göttlicher Komödie: »Wer fühlt wohl größres Leiden, als der, dem schöner Zeiten Bild erscheint im Missgeschick?«1 zeigt am besten die ganz unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Lebensauffassungen. Im größten Unglück kann noch ein innerster Kern der Seele davon unberührt sein und dankbar an das Gute und Schöne denken, das frühere Tage ihr reichlich beschieden haben. Wo aber das Glück nur im Genuss bestanden hat, da hat obiges Wort eine furchtbare Wahrheit, die jeder Altwerdende schmerzlich erfährt.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)