Von den meisten wahren Heiligen wissen wir leider äußerst wenig aus ihrer letzten Lebenszeit. Alle ihre inneren Erfahrungen, die bekannt sind, stammen aus einer Periode, die der Stufe ihrer Vollendung voranging. Nur hier und da gibt eine seltene Äußerung aus späterer Zeit eine Art von Lichtblick in ihr Inneres. So stammt von Elisabeth von Baillon (geboren 1613) dieses schöne Wort aus den letzten Jahren ihres Lebens: »Ich fühle mich so leicht wie ein Hauch des Lebens.«
Das sollten wir alle am Ende unseres Lebens sagen können, wenn es richtig verlaufen ist. Bei sehr vielen Gebildeten, die heute mit ihrer Philosophie alt werden, ist die Stimmung bekanntlich eine ganz andere.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)