Es ist am Ende alles gut, was man näher kennt oder weiß – im Gegensatz zur Unkenntnis. Wir sollen uns die Welt durch möglichst vollkommene Kenntnis ihrer Eigenschaften zu eigen machen.
Aber mein Leben möchte ich doch nicht einem Gegenstand gewidmet haben, der zur Förderung des Menschenwohls in einer allzu geringen Beziehung steht. Immerhin aber noch hundertmal lieber einer solchen nicht gerade notwendigen oder nützlichen Wissenschaft als dem Vergnügen oder dem bloßen Gelderwerb.
Eine erhebliche Anzahl von Frauen lebt in dem tiefen und täglich zunehmenden Gefühl eines unnützen Daseins, und es ist höchst begreiflich, dass sie damit nicht zu einer rechten Gesundheit gelangen, weder innerlich noch äußerlich. Vielmehr verschlechtern sie das, was sie davon haben, noch mit beständiger Sorge dafür und büßen es zuletzt ganz ein. Ihnen sollte der Arzt vor allen Dingen sagen: Arbeitet, denn dazu seid auch ihr, wie alle Menschen, berufen und verpflichtet, und interessiert euch für etwas Größeres als euer kleinliches Ich. Sonst ist alle ärztliche Hilfe vergebens.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)