Wenn man beten will, dann muss man mit Danken anfangen: danken für das, was man hat. Das bringt das Herz in die richtige Stimmung. Danach muss man den Willen übergeben und schließlich um Glauben und Liebe für den heutigen Tag bitten. Dann erst dürfen die Notwendigkeiten des Augenblicks folgen. Nur wenn man den eigenen Willen übergibt, darf man mit guter Zuversicht darauf hoffen, dass sich der Wille Gottes unseren Bitten zuneigt; sonst hilft man sich ja noch selber.
Wenn man den eigenen Willen übergeben hat, kann man Schritt für Schritt, im festen Vertrauen auf diese unfehlbare Leitung, in das Dunkel der Zukunft schreiten, ohne sie je voraussehen zu wollen. Dann beginnt das feste und ruhige Glück des Lebens, das möglich ist.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)