Wenn man einmal in hohem Maße boshafte Lästerung und Verleumdung hat erdulden müssen, dann ist man fortan gegen menschliche Lobeshymnen immun. Diesen Schmutz wäscht solches Rosenwasser nicht mehr von der Seele; nur das Feuer einer von Gott hergestellten Gerechtigkeit brennt ihn hinweg.
Jedenfalls dringt das meist doch sehr wässrige Menschenlob gar nicht mehr bis zu der Schicht des Herzens durch, die von den glühenden Pfeilen der Bosheit getroffen wurde und in der fast unauslöschliche Narben zurückgeblieben sind.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)