(Lied Nr. 26 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Auf, auf! weil der Tag erschienen,
der uns muss zur Freude dienen;
auf! es kömmt das frohe Jahr
freudenreich daher gegangen,
drauf mit sehnlichem Verlangen
wartete der Väter Schar. -
Nunmehr ist die Zeit erwachet,
da die Tochter Zion lachet,
da sie jauchzt und jubiliert,
denn ihr Bräutigam und König,
ob ihn gleich erkennen wenig,
ist’s, den sie im Fleisch verspürt. -
Den so viele Majestäten,
so viel Väter und Propheten
ehmals anzuschaun begehrt,
der hat sich nun eingefunden;
o der angenehmen Stunden!
Uns ist solches Glück gewährt. -
Der zum Heiland war erkoren
und dem Abraham geschworen,
Israelis Kron und Sonn,
kommt gen Zion sanft geritten,
stehet nun in unsrer Mitten,
aller Heiden Trost und Wonn. -
Er ist da, des Vaters Willen
in Gehorsam zu erfüllen;
er will durch sein eignes Blut
was verloren wiederbringen
und durch schmerzlichs Todesringen
alles wieder machen gut. -
Nunmehr muss der Schatten fliehen
und das Bilderwerk abziehen;
was soll Opfer und Altar?
Wahrheit wird durch ihn und Gnade;
was soll uns die Bundeslade?
Schauet her: Er ist es gar. -
Moses hat nun ausregieret;
Christi freier Geist uns führet;
die Gefangenschaft ist aus,
und durch unsres Goels1 Büßen
kann der Kindschaft frei genießen,
wer gehört in Gottes Haus. -
Nun der Vorhang ist zerrissen,
darf ein jeder sein geflissen,
in das Heilge einzugehn:
der, so zu uns ist gekommen,
hat uns alle Furcht benommen,
jeder darf vor Gott bestehn. -
Drum auf! Zion, dich des freue,
deinen König benedeie;
gib ihm Herz und Hand zugleich:
den Thron will er mit dir teilen,
gib dich ihm nur ohn Verweilen;
du bist Braut, dein ist sein Reich.
Text: nach Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1695)
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Goel (go’el) ist ein hebräisches Wort, das Erlöser oder Ausgleicher bedeutet ↩