(Lied Nr. 393 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Ringe recht, wenn Gottes Gnade
dich nun ziehet und bekehrt,
dass dein Geist sich recht entlade
von der Last, die ihn beschwert. -
Ringe, denn die Pfort ist enge,
und der Lebensweg ist schmal;
hier bleibt alles im Gedränge,
was nicht zielt zum Himmelssaal. -
Kämpfe bis aufs Blut und Leben;
dring hinein in Gottes Reich;
will der Satan widerstreben,
werde weder matt noch weich. -
Ringe, dass dein Eifer glühe,
und die erste Liebe dich
von der ganzen Welt abziehe:
Halbe Liebe hält nicht Stich. -
Ringe mit Gebet und Schreien;
halte damit feurig an;
lass dich keine Zeit gereuen,
wär’s auch Tag und Nacht getan. -
Hast du dann die Perl errungen:
Denke ja nicht, dass du nun
alles Böse hast bezwungen,
das uns Schaden pflegt zu tun. -
Bleib bei Jesu, meine Seele!
Nimm dein Heil beständig wahr:
Denn in dieser Leibeshöhle
schwebst du immer in Gefahr. -
Halt ja deine Krone feste,
halte gläubig, was du hast;
recht beharren ist das beste;
Rückfall wird zur schweren Last. -
Wahre Treu liebt Christi Wege,
steht beständig auf der Hut,
wird in ihrem Lauf nicht träge,
hält dem Fleische nichts zugut. -
Wahre Treu kommt dem Getümmel
dieser Welt nie gerne nah;
ist ihr Schatz doch in dem Himmel,
drum ist auch ihr Herz allda. -
Dies bedenke, meine Seele!
Nutze jeden Augenblick;
halt mit immer frischem Öle
deine Lampe im Geschick! -
Liegt nicht alle Welt im Bösen,
steht nicht Sodom in der Glut?
Seele, wer soll dich erlösen?
Eilen, eilen ist hier gut. -
Eile, wo du dich erretten
und nicht mit verderben willt,
mach dich los von allen Ketten;
fleuch als ein gejagtes Wild. -
Lauf der Welt doch aus den Händen,
dring ins stille Zoar ein;
eile, dass du mögst vollenden;
mache dich von allem rein. -
Lass dir nichts am Herzen kleben,
fleuch vor dem verborgnen Bann;
such in Jesu nur zu leben,
dass dich nichts beflecken kann. -
Geh dem Bräutigam entgegen;
sprich zu ihm: Ich bin bereit,
meine Hütte abzulegen;
mich dürst’t nach der Ewigkeit.
Text: Johann Joseph Winkler (1670–1722)