(Lied Nr. 1009 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Im Glauben und Vertrauen
ins Herz des Vaters schauen,
recht kindlich zu ihm treten,
das heißt erhörlich beten. -
Die Zuversicht der Kinder
erlangen schnöde Sünder
durch seines Sohnes Liebe,
durch seines Geistes Triebe. -
Im Kleid des Erstgebornen
erscheinen die Verlornen
und nehmen seinetwegen
vom Vater allen Segen. -
Der Geist, der Abba schreiet
und der von Furcht befreiet,
lehrt sie des Glaubens Sitten,
ein unaussprechlichs Bitten. -
Da wird des Mittlers Gnade
viel größer als ihr Schade;
mehr, als sie je verlangen,
hat er für sie empfangen. -
Wenn Jesus auch nicht bäte,
noch sie so stark verträte.
Gott selbst, der sie gezogen,
ist ihnen wohlgewogen. -
Der Vater kann nicht hassen,
die seinen Sohn umfassen;
mit väterlichen Trieben
muss er sie zärtlich lieben. -
Eh sie noch rufend lallen,
lässt er schon Antwort schallen;
die Hilfe wird gesendet,
eh sie ihr Flehn geendet. -
Sein göttliches Vermögen
hat Millionen Segen;
je mehr wir nehmen wollen,
je mehr wir nehmen sollen. -
Der es im Ernst befohlen,
die Gaben abzuholen,
der kann uns nichts versagen,
wenn wir’s im Glauben wagen. -
Er will uns durchs Verheißen
aus allem Zweifel reißen;
die Wahrheit kann nicht lügen,
die Treue kann nicht trügen. -
Es ist uns frei gelassen,
ihn mit Gewalt zu fassen,
sein Wort vor ihn zu bringen
und auf die Tat zu dringen. -
Wenn er sich anders stellet,
weiß man, was ihm gefället;
er wird kein Ohr verstopfen,
man soll nur stärker klopfen; -
Wie Bettler stehen bleiben
und unverschämt betreiben,
warum sie angesprochen
und an die Türe pochen. -
So sollen wir es wagen,
an sein Herz anzuschlagen,
getrost und freudig beten,
nicht von der Stelle treten. -
Wenn lauter Nein erscheinet,
ist lauter Ja gemeinet;
wo der Verzug am größten,
da wird die Hilf am besten. -
Drum laßt uns gläubig bitten;
kein Zweifel sei gelitten.
Wir flehn in Jesu Namen:
sein Wort und Nam ist Amen. -
Wir sehn im Geist die Gaben,
die wir gebeten haben,
von jetzt bis zum Vollenden
vor Augen und in Händen. -
Und wenn wir Berge wüssten,
die wir versetzen müssten,
sie werden, wenn wir beten,
bald aus dem Wege treten. -
Ja, das Gebet im Glauben
lässt sich kein Amen rauben:
Er wird in allen Sachen
uns alles möglich machen.
Text: Ernst Gottlieb Woltersdorf (1725–1755)